SWL  -  Schulweglotsenprojekt des SFZ Freising

Zum Schuljahr 2002/03 ist unser Förderzentrum von Freising Stadtmitte ins neu erbaute Schulhaus nach Pulling umgezogen.

Seitdem müssen einige Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 5 täglich mit der S-Bahn nach Pulling fahren, um sich anschließend auf den 15-minütigen Fußweg durch den Ort bis zu unserer Schule zu begeben.

Auf diesem Schulweg kam es immer wieder zu Vorfällen. Das „Klingelputzen“ und Äpfelklauen in angrenzenden Gärten ärgerte die Anwohner. Besorgniserregend war insbesondere, dass Schüler den Gehweg verließen oder ihren Schulweg mit dem Überqueren der S-Bahngleise „abkürzten“.

Um dem zu begegnen, haben sich einzelne Kollegen und die Jugendsozialarbeit unseres Förderzentrums im November des Jahres 2004 dazu entschlossen, das sogenannte „Schulweglotsenprojekt“ ins Leben zu rufen.

Ein buntes Team, derzeit bestehend aus Anna Exner von der Jugendsozialarbeit und den Studienrätinnen Juna Vogt und Marlene Mennen, betreut die angehenden SWler.

Sie entwickelten auf der Basis erprobter Streitschlichter-Modelle ein auf unsere Schule fein abgestimmtes Konzept.

Leitidee: Eigenverantwortung

Unser Leitgedanke ist die Schaffung eines friedlichen und angenehmen Schulwegs für alle. Dazu sollen ausgewählte S-Bahn-Schülerinnen und Schüler in Eigenverantwortung auf dem Schulweg Konflikte schlichten, Streitigkeiten klären, unsoziales oder strafbares Verhalten beobachten und ansprechen und als Vorbild für alle Schüler fungieren. Der erwünschte Erfolg ist eine positive Entwicklung des Sozialverhaltens der anderen Schüler.

Hierbei spielt die Einhaltung klar definierter Grenzen eine entscheidende Rolle. Denn Schulweglotsen handeln keinesfalls in der Rolle des „Polizisten“ oder „Richters“. Sie urteilen und bestrafen nicht. Sie verzichten auf die sogenannte „Wolfssprache“. Körperkontakt ist dabei absolutes Tabu. Schulweglotsen gebrauchen die sogenannte „Giraffensprache“ in „Wir“-Botschaften, „spiegeln“ Gefühle und treffen gegebenenfalls überprüfbare Vereinbarungen mit den Streitenden. 

Ausbildung zum Schulweglotsen

In Blockseminaren und wöchentlichen Ausbildungsstunden lernen die von den Klassenlehrkräften vorgeschlagenen Schüler, ihre sozialen Kompetenzen in den Bereichen Kommunikation, Gruppendynamik, Kooperation, Empathie und Konfliktlösung auszubauen. Bei Schulwegbegehungen und in unzähligen Rollenspielen können sie Erlerntes immer wieder anwenden. Eine von Frau Mennen erstellte DVD zeigt konkrete Fallbeispiele auf und aktuell unterstützt uns auch die Bahnpolizei mit Infotagen in unserer Ausbildungszeit.

Erprobungsphase

Nach monatelangem Training und einem Blockseminar in einer Jugendherberge legen unserer „SWLer“ eine eigens entworfene Prüfung ab. Die Mühe und die Zusatzstunden lohnen sich. Jetzt können sich die Schülerinnen und Schüler, ausgestattet mit einer Menge Praxiswissen, in der Realität erproben. Eine wöchentliche Praxisbegleitung gibt ihnen dabei Unterstützung. Schwierigkeiten und Grenzen werden reflektiert.

Ausblick

Das SWL- Projekt hat sich seit Jahren bewährt und ist ein „Selbstläufer“ geworden. Durch die Unterstützung seitens unserer Schulleitung und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Klassenlehrkräften konnte sich diese wertvolle Einrichtung etablieren. Die Schüler der mittlerweile dreizehnten SWL-Generation freuen sich schon auf den Tag, an dem sie, die „alten Hasen“, den „Neuen“ den Unterschied zwischen „Wolfssprache“ und „Giraffensprache“ anschaulich vermitteln werden.

Unser aktuelles Team

Das Schulweglotsenprojekt in der Presse